Seit Tagen wird im Libanon demonstriert. Unter anderem werden die Straßen in der Hauptstadt Beirut blockiert. Die Proteste begannen, als eine neue Steuer angekündigt wurde. Demonstranten machten daraufhin die politische Elite und die Regierung für Korruption, den wirtschaftlichen Abschwung und den schlechten Zustand der öffentlichen Einrichtungen verantwortlich.
Banken seit Tagen geschlossen
Die Demonstranten gehen seit dem 17. Oktober auf die Straße. Ursprünglich wollten sie so gegen eine neue Steuer von der Regierung unter Saad Hariri protestieren. Das neue Gesetz sieht Steuern für die Verwendung von Apps wie WhatsApp vor. Dieser Schritt der Regierung brachte das Fass zum Überlaufen. Nun richten sich die Demonstrationen auch gegen systematische Korruption innerhalb des Landes.
Eine Folge der Proteste ist, dass Millionen Libanesen seit einer Woche keinen Zugriff auf ihr Geld haben, welches bei Banken aufbewahrt wird. Diese anhaltende Bankenkrise könnte zeigen, wie hilfreich Bitcoin als Alternative zum herkömmlichen Finanzsystem sein könnte. Leider ist diese Vorstellung vor allem im Libanon utopisch, da die Regierung den Besitz von Kryptowährungen rechtlich eingeschränkt hat. Twitter-Nutzer Rhythm wies auf das Problem mit den geschlossenen Banken und Bitcoin als Alternative hin. Er schrieb:
„Banken im Libanon sind heute wieder geschlossen, während die Proteste gegen Korruption in der Regierung und der politischen Eliten anhalten. Das sind nun sieben Tage, an denen man nicht auf sein eigenes Geld zugreifen konnte. Bitcoin ist kein schnelles System, um reich zu werden. Es ist ein schnelles System, um frei zu werden.“
Das Potenzial von Bitcoin
Inzwischen gibt es einige Beispiele dafür, welche Rolle Kryptowährungen in Zeiten der politischen Unruhe spielen können. Zu den jüngsten Beispielen gehören Venezuela oder Hongkong. Das liegt vor allem an den Eigenschaften, die Bitcoin von staatlichen Währungen unterscheidet.
Bitcoin ist nicht von einem zentralisierten Bankensystem abhängig. Wenn Banken aufgrund von politischen Unruhen ihre Türen schließen, ist die Kryptowährung davon nicht betroffen. Darüber hinaus ist eine dezentrale digitale Kryptowährung wie Bitcoin eine potenzielle Lösung für die Geldentwertung. Das ist deutlich in Venezuela zu sehen, wo die Bürger Bitcoin kaufen, um sich gegen die Hyperinflation des venezolanischen Pesos zu schützen. In vielen Ländern ist der US-Dollar beliebt, weil er stabiler als die lokale Währung ist. Da jedoch fast jeder Zugang zum Internet hat, wird Bitcoin zunehmend als Alternative angesehen.
Es gibt immer mehr Beispiele, wie Bitcoin in Zeiten der Not genutzt werden kann. In ihrer jetzigen Form ist Bitcoin jedoch noch keine perfekte Lösung für alle finanziellen Probleme. Um als Alternative gesehen zu werden, muss Bitcoin noch einige Mängel beheben. Zum einen wären dies technische Aspekte wie die Skalierbarkeit der Währung und mehr Datenschutz. Zum anderen wären dies die oft extremen Kursbewegungen, die Bitcoin als Alternative zu einer staatlichen stabilen Währung zum Risiko machen.
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Corinna ist die Chefredakteurin von Coinwelt. Seit 2016 dreht sich ihre Welt um Kryptowährungen und die Blockchain. Es vergeht kein Tag, an dem Corinna sich nicht darüber ärgert, dass sie nicht gleich am ersten Tag in Bitcoin investiert hat. Besonders spannend findet sie die internationale Rechtslage für Währungen wie Bitcoin. Für die Zukunft hofft sie auf eine positive Haltung der Gesetzgeber und klare Gesetze im Umgang mit digitalen Coins.